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Wir schreiben das Jahr 2021. Die Gleichstellung der Geschlechter ist immer noch nicht in Sicht. Gender equality ist nach wie vor eine Utopie. Warum das so ist, und was das mit strukturellem Sexismus und alltäglichem Antifeminismus zu tun hat und welche Auswirkungen das auf die Rolle der Künstlerin hat, ist Gegenstand eines Recherchevorhabens der AWP Agentin Ulrike Willberg.

In diesem Rahmen stellt sie Fragen zum Thema Sexismus und Antifeminismus. Anbei können sie Auszüge aus einigen der bisherigen Antworten lesen. Und natürlich selbst anonymisiert die Fragen beantworten.

In diesem Sinne: Solidarisieren wir uns. Bilden wir Netzwerke um Sexismus und Antifeminismus die Stirn zu bieten. Lassen Sie uns eine neue feministische, antirassistische und demokratische Erzählung schreiben!

 

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Auszüge aus bisherigen Antworten

 

Wenn Sie auf Ihr Leben schauen: Wann und wie haben Sie Sexismus erlebt oder erleben Sie Sexismus? Mit Worten, Taten, Gesten…

 

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* Mir fällt z.B. ein: Die Männerhand, die mir im überfüllten Bus an den Po fasst. Der Mann am Steuer, der mir beim Trampen zwischen die Beine greift. Der damalige Freund einer älteren Freundin, der meine Vulva klammheimlich und ausführlich berührt.
Mir fällt auch ein: Meine Unfähigkeit, auf eine dieser und anderer Situationen so zu reagieren, wie ich mir heute wünsche, es getan zu haben, weil ich starr vor Schreck war, weil ich mich schämte, weil ich Angst hatte oder alles zusammen.

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* In der Schule in den 70er Jahren: Mein Musiklehrer kam mir zu nah, sein massiger Körper drückte mich in die Ecke. Er erklärte den Schüler*innen den musikalischen Begriff „Mixtour“. „Wenn ich dann mit xxx nach Teneriffa fahre, wir nehmen uns ein Doppelzimmer im Hotel, sie kommt in einem wunderschönen Kleid die Hoteltreppe hinunter und wir trinken eine Mixtour an der Hotelbar.“

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* Ich war bei einem Rechtsanwalt. Es war ein Rechtsanwalt, der oft politisch links motivierte Angeklagte vertrat… jedenfalls brauchte ich auch einen Rechtsanwalt, der mich vertrat. Ich hatte an dem Tag eine grüne Bluse an. Die mochte ich sehr. Als ich im Gespräch mit ihm über meinen Fall war, bemerkte ich, wie er lange Augen in meinen Ausschnitt zog. Das war total unangenehm. Ich war still. Schämte mich. Konnte einfach nichts sagen. Ich zog die Bluse dann nicht mehr gerne an.

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* Ich erlebe Sexismus weniger als konkrete Handlungen konkreter Menschen mir als Frau gegenüber, sondern als ein systemisches Problem: z.B. Erwartungen an „adäquates“ Verhalten als Kind; schulische Interessen (Sprachen vs. Naturwissenschaften); genderunsensible Sprache – im Deutschen ganz besonders.

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* Ich war ca. 12 Jahre alt, als ich an einer roten Fußgängerampel gewartet habe. Ein Mann, der auch gewartet hat, hat mir von hinten einfach zwischen die Beine gegriffen.

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* Ich bin 20 Jahre alt und ungewollt schwanger, das war 1983. Der Arzt, der bei mir den Schwangerschaftsabbruch vornehmen soll behandelt mich abfällig und lässt eine Menge blöder Kommentare los. Ich fühlte mich sehr niedergeschlagen, schutzlos und wütend.

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* In Barcelona, ein Mann, der mich um Feuer bat und sich dabei einen runterholte.

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* Mir fallen nach längerem Überlegen tatsächlich keine konkreten Situationen ein, in denen ich Sexismus speziell mir gegenüber erlebt habe. Vermutlich weil ich mich schon immer etwas außerhalb der binären Geschlechtszuordnungen gesehen und gefühlt habe und mein Eindruck auch war, dass andere mich ebenfalls so wahrgenommen haben – ich gehörte nie so richtig zu den Mädchen in der Schule und auch nie so richtig zu den Jungs.

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* Die erste sexuelle Belästigung, an die ich mich erinnern kann, war eher ‘harmlos’. Meine Freundin Susanne und ich sind einen Weg neben einer Kaserne langgegangen und die Soldaten haben heftig hinter uns her gepfiffen und gerufen. Wir waren etwa 11 und haben das eher komisch als ärgerlich gefunden. Mittlerweile finde ich das schockierend, dass Kinder so behandelt werden.

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* Back at school, boys would make fun of us girls, whenever we were “in a bad mood” or simply not interested in their jokes. The running gag was that we must have been on our period.

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* Ich wusste lange, lange, lange nicht in welchen Klamotten ich mich wohlfühle. Irgendwann nahm ich als 13 oder 14jährige ein weißes Oberhemd aus dem Schrank meines Vater. Ich bemalte meine Jeans und zog das Oberhemd an. So ging ich in die Schule. Das war ein starkes Gefühl. Es war in den 70ern.

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* I heard things like “you need more sex”, voiced with such confidence.

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* Männer kommentieren ungefragt meinen Körper im Vorbeigehen. Das passiert andauernd.

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* Außerdem bemerke ich immer wieder mal, dass ich die Erwartung habe, wenn ich durch die Straße gehe, blöd angemacht zu werden. Diese Angst ist nicht permanent da, aber beherrscht für mich das Bewegen im Stadtraum immer mal wieder. Wenn es dann passiert, ist es trotzdem jedes Mal ekelig und schockierend.

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* Als eine von drei jungen Frauen im Mathe-Leistungskurs: „Mathe, könnt ihr das?“ Wir konnten und hatten am Ende die drei besten Noten im Kurs; Dennoch wurde mir vom Mathelehrer von einem Mathestudium – ohne Angabe von Gründen – abgeraten.

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* Aufgrund meines Geschlechts wurde ich in eine „weibliche“, d.h. zum Beispiel stark durch Schönheitsideale geprägte Richtung erzogen. Meine Mutter wollte immer eine Tochter, die schlank ist, gut aussieht, gut ankommt. Die - auch dadurch - gesellschaftlich anerkannt ist.

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* Und das ist für mich bezeichnend für die Ungleichbehandlung aufgrund meines Geschlechts: weil ich eine Frau bin, muss ich immer auf sexualisierte männliche Übergriffe gefasst sein.

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* Blicke, Sprüche im Alltag, auf der Straße oder UBahn kommen vor. Eher als ich jünger war. Das „Übliche“. Vieles vergessen, verdrängt sicherlich.

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* Möglicherweise verdränge ich da auch etwas - ich glaube aber, ich habe im Großen und Ganzen viel Glück gehabt in meinem Leben, dass ich persönlich noch nie so richtig mit aggressivem offenem Sexismus konfrontiert worden bin. Am deutlichsten sind mir aber Situationen, wo Männer sich quasi per se herablassend überlegen fühlen und versuchen, mich auf einen bestimmten Platz zu setzen, in eine bestimmte Rolle zu zwängen.

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* Grabbeleien durch den Gitarrenlehrer mit 12/ 13 Jahren.

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* Alltagssexismus, sowohl in Wort als auch in Tat, scheint mir sehr viel subtiler, da sind wir so viel gewohnt, dass er uns kaum noch auffällt.

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* Letzten Sommer 2020 hat mich auf einem holländischen Campingplatz ein Typ unter der Duschwand mit dem Handy gefilmt (so denn es geklappt hat, das weiß ich nicht. Leider habe ich direkt laut losgeschimpft, musste mich dann aber sammeln, so dass er Zeit hatte wegzulaufen. An der Campingplatzrezeption war man mäßig daran interessiert, beim Auffinden des Typen zu helfen, das hat mich so schockiert, dass wir einen Tag vor der geplanten Abreise abgereist sind). ... Interessant finde ich aber schon, das in dem Moment entstandene Gefühl der Ohnmacht und vor allem meine daraus resultierende Wut - beides mir bislang unbekannt. Bei nächster Gelegenheit werde ich einen Selbstverteidigungskurs absolvieren und träume fast davon, bei einer anderen Gelegenheit den Täter für den Duschfilmer mit büßen zu lassen. Ich finde, diese Wut tut mir gut.

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* Die ständige Angst, schon als Kind, der Willkür männlicher Gewalt ausgesetzt zu sein. Wie viel Energie geht für Strategieüberlegungen (z.B. der Weg nach Hause im Dunkeln: renne ich, gehe ich mitten auf der Straße, wie halte ich den Schlüssel als Schlagring zwischen den Fingern, welchen Weg wähle ich...) drauf, um dann in brenzligen Situationen kopflos zu reagieren, nur weil ich kein adäquates Verhalten gelernt habe, um mich zu verteidigen und zu schützen. Wie verankert, normal und gesellschaftsfähig sind diese unfassbaren Gedanken von Männern, Frauen als Objekte zu benutzen.

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In welchen Situationen wurden oder werden Sie aufgrund Ihres Geschlechtes, Ihrer Herkunft, Ihrer Sexualität etc. ungleich behandelt?

 

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* The thing that pops to my mind right now are media presentations of women of color, which usually heavily draw upon stereotypes (angry black girl, ghetto girl etc.). There were incidents where men would say things like “this is the first time I’m seeing a colored woman”, thereby demonstrating my ‘Otherness’.

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* Das ist schwer zu sagen, weil man bei Benachteiligungen ja nicht genau weiß, warum man benachteiligt wird. Man kann nur vermuten, dass es mit dem Geschlecht zu tun hat(te): Anfangs bei der Verteilung von Ressourcen (z.B. Stellen) im Berufsleben. Weniger Respekt, weniger Aufmerksamkeit für die eingebrachte Leistung.

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* Als lesbische Frau in Partnerschaft mit Kind in den USA (meine damalige Partnerin ist die biologische Mutter) könnte ich einen Roman darüber schreiben, wie ich/wir ungleich behandelt wurden. Resultat der Unmöglichkeit, uns zu verpartnern und für mich, „meinen“ Sohn zu adoptieren: Ich musste als Nichtamerikanerin das Land verlassen, der Kontakt ist komplett abgebrochen, weil wir als Familie keine rechtliche Möglichkeit hatten, zusammen zu leben.

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* Ich war mal mit meinen Schulkamerad*innen x und y in Berlin (1983 oder so). X und ich färbten uns die Haare mit Henna und weil das lange trocknen musste und es draußen kalt war, banden wir uns unsere Halstücher um die feuchten Köpfe und fuhren mit der U-Bahn von Tempelhof Richtung Ku’damm. Wir saßen da ganz friedlich, als ein angetrunkener Typ nebst Freundin/Frau zu uns trat und uns anpöbelte, dass jetzt ja schon die Türkinnen sitzen würden, während die Deutschen stehen müssten. Ich war so sauer, ich bin aufgestanden und hab ihn angeschnauzt, was ihm denn einfalle, uns anzupöbeln. Kommentar seiner Frau/Freundin: “Lass man, det sin gar keene Türkinnen, det sin Deutsche.” So, als wäre Türkinnen anpöbeln aber schon o.k.

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* In meinem Job sagt der Vizechef zu mir, ausgerechnet ich sei Gleichstellungsbeauftragte. Er kann nicht damit umgehen, dass es sowas überhaupt gibt, und dass er sich da auch irgendwie dran halten muss. Zum Beispiel hat er die Einstellungsgespräche ohne mich durchgeführt und dann verlangt, dass ich ihm die Protokolle unterschreibe, zwischen Tür und Angel. Als ich mich dann weigerte wurde er sehr laut, fies und unverschämt. Ich verlangte eine Woche Zeit um mir die Unterlagen anzusehen... Inzwischen werde ich eingeladen.

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* Mittlerweile fühle ich mich gelegentlich aufgrund meines Alters diskriminiert. Der Vorteil des Alters ist, dass ich wesentlich weniger Angst habe, mich abends draußen zu bewegen. Meine Mutter erzählte mir, sie fühle sich seit Jahren unsichtbar, wird aufgrund ihres Alters nicht mehr wahrgenommen.

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* Nicht nur in beruflichem Kontext habe ich es in Auseinandersetzungen erlebt, dass ein Mann inhaltlich genau das sagt, was ich zuvor gesagt habe, der aber dann Gehör und Wertschätzung findet, während mein Beitrag offenbar gar nicht angekommen war. (Natürlich muss ich mich fragen, was ich beim Sprechen zukünftig anders machen muss!)

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* Ich wollte mal bei einer neuen Bank ein WG-Konto eröffnen. Die Angestellte war sehr nett und es war alles kein Problem. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem mein serbischer Pass zum Vorschein kam. Dann hat sie mir nahe gelegt doch lieber bei meiner Hausbank nachzufragen.

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* Sexismus ist mir auch bei männlichen Vorgesetzten begegnet, die z.B. meinen Rechercheergebnissen zu einem Auftrag nicht glaubten und alles nochmal überprüften, um dann zu den gleichen Ergebnissen zu kommen.

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* In den 80er Jahren hatte ich einen Putzjob in einem linken Buchladen. Nach ein paar Wochen fehlte Geld in der Kasse. Ich wurde verdächtigt das Geld genommen zu haben. Ich flog raus. Obwohl ich im „Besetzten Haus“ lebte begriff niemand, was mir da widerfuhr. Ich bekam keine Solidarität.

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* Ich würde sagen, dass ich Ungleichbehandlung vor allem im Beruf erfahren habe.
Oder es mir in diesem Bereich bewusst ist.

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* Bei dem Wunsch ein Anliegen durchsetzen zu wollen, wurde ich abgewiesen, meinem Ehemann wurde , nachdem ich ihn gebeten hatte, das gleiche Anliegen gewährt.

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* Ich werde ständig als Frau ungleich behandelt. Z.B. was die Bezahlung angeht. Meine Arbeit wird gern Kollegen zugeschrieben. Es wird gar nicht bemerkt, dass sexistisch reagiert und gehandelt wird. Die männlichen Privilegien werden gar nicht wahr genommen.

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* Alltagssexismus, sowohl in Wort als auch in Tat, scheint mir sehr viel subtiler, da sind wir so viel gewohnt, dass er uns kaum noch auffällt.

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* Da ich das große Privileg habe (letztlich auch als weiße heterosexuelle Cis Frau), dank der Herkunft und Bildung immer sehr frei arbeiten und leben zu können, musste ich mich bestimmten Kämpfen nie stellen.

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Sehen Sie Tendenzen und Aktivitäten in Gesellschaft und Politik, die der Gleichstellung der Geschlechter entgegenwirken?

 

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* Erster Lockdown 2020. Die Niedersachsencloud wird auch an unserer Schule eingeführt. Große Aufregung. Alle müssen sich anmelden. Nachdem Jitsi, Zoom, Microsoft... und Dropbox auf meinem Rechner installiert werden mussten, jetzt auch noch die Niedersachsencloud.
TATAA, ich öffne die Seite. Und was steht da: „Sprachlicher Hinweis: Für bessere Lesbarkeit verwenden wir in der Bildungscloud die männliche Form (z.B. „Schüler“, „Lehrer“). Es sind stets alle Personen unabhängig vom Geschlecht gemeint. Die Bildungscloud ist für alle Menschen da, unabhängig von Herkunft, Einschränkungen, Geschlecht und sexueller Orientierung.“ 2021?? Warum führen wir denn dann nicht wieder die Prügelstrafe ein? Ist einfacher und geht besser??

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* Die Neofaschist*innen und alles, was zum rechten politischen Rand gehört sind in ihren Zielen darauf aus, die Erfolge von und für Frauen zunichte zu machen. Das können wir eigentlich täglich in den Zeitungen nachlesen. Aber, um ehrlich zu sein, findet sich in allen politischen Lagern Sexismus. Ob es Männerbünde insbesondere in den „alten“ Parteien sind, die Frauen in Machtpositionen verhindern oder ob es in linken Gruppierungen machtfixierte Männer gibt, die es nicht ertragen, wenn die Leitung weiblich wird.

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* Ich habe das Gefühl, dass sich in der Vergangenheit bereits erkämpfte "Werte und Rechte" für Frauen seit einigen Jahren wieder zurück entwickeln. Und veraltete, konservative Anschauungen in der Gesellschaft wieder salonfähig sind.

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* Abortion debate / Pay gap / Sexual assault / Sex discrimination

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* International - abgesehen von den irren Trumpisten - z.B.: Gesetz in Russland, das den Ehemännern wieder erlaubt, ihre Ehefrauen zu schlagen. Türkische Gesetze zum Einschränken der Frauenrechte. Polnische Versuche, das Recht auf Abtreibung zu kippen. DUP in Nordirland: die Weigerung, die

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* Steuergesetzgebung, Alterssicherung, Bildung, Arbeitszeitmodelle, Familienpolitik

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* Ich denke, es gibt viele „alte weiße Männer“, die der Gleichberechtigung nur zu gerne aktiv entgegenwirken (siehe Friedrich Merz).

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* Im rechtsextremen Milieu geht Antisemitismus, Islamophobie und Antifeminismus Hand in Hand. Aber nicht nur dort. Mit dem Aufkommen rechter populistischer Bewegungen (Pegida, Querdenker, Identitäre) beobachte ich Rückschritte im öffentlichen Diskurs wenn es um Fragen von Gleichstellung und Diversität geht. Noch sind es Minderheitenmeinungen, die jedoch in die Mitte der Gesellschaft ausstrahlen.

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* Männliche Richter sind im Rahmen einer Studie befragt worden, ob sie ihrer vergewaltigten Tochter zu einer Anzeige raten würden. Mehrheitlich verneinten sie. So lange das so ist, läuft etwas ganz und gar schief und hat Wurzeln im Sexismus.

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* Am Belastensten finde ich momentan die große Aufregung beim Thema gegenderte Sprache. Es gibt in den sozialen Netzen kaum einen gegenderten Beitrag, der nicht mit Hasskommentaren kommentiert wird. Wo ist das Problem? Wem tue ich weh, wenn ich Sprache gleichberechtigt benutze? Mache ich jemandem etwas streitig? Wenn doch wissenschaftlich erwiesen ist, dass Sprache das Denken beeinflusst, warum dann nicht dieser leichte Schritt hin zu einem Denken, bei dem alle Menschen gleichberechtigt sind?

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* Ich hatte kein Bewusstsein darüber, dass es rassistische Übergriffe mir gegenüber waren.
Das Bewusstsein dafür bekam ich erst in den letzten Monaten. Erst jetzt begreife ich, dass es einige solcher Erlebnisse gab, denen ich ausgesetzt war (bin), die sich in meine Psyche und mein Lebensgefühl einschrieben. Die mich sehr oft verstummen ließen. Ich hatte kein Bewusstsein davon. Das Bewusstsein konnte ich erst spät entwickeln.

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* Die Politiken der AFD und CDU empfinde ich als kontraproduktiv für die Gleichberechtigung der Geschlechter.

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* Obwohl das Thema Gleichberechtigung in Gesellschaft und Politik thematisiert wird, sehe ich wenig praktische Umsetzungen. Eher Ansätze, die stecken bleiben.
Mädchen werden gefördert, aber ob sich im Berufsalltag viel geändert hat? Den Gender Pay Gap u.v.m. gibt es nach wie vor. Und in einigen Kreisen ist das traditionelle Frauenbild wieder en vogue. Das finde ich beängstigend.

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* Beispiel Sprache: der Widerstand, der aktuell dem Gendersternchen entgegengebracht wird, regt mich auf. Seit Jahrzehnten gibt es in der (feministischen) Linguistik Überlegungen und Bestrebungen, die Sprache gerechter zu machen, aber diese wurden weitgehend ignoriert. Wenn jetzt das Thema endlich zu greifen scheint (im heute-journal, in journalistischen Texten), wird von ansonsten durchaus reflektierten Menschen von der „Vergewaltigung der deutschen Sprache“ gesprochen. Da fehlen mir, ehrlich gesagt, die Worte.

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* Das konservative Frauenbild in rechten Kreisen …

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* Tendenz zum „coronabedingten“ Rückfall in traditionelle Rollenmuster …

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* Entscheidungen in Partnerschaften in Bezug auf Berufsbiographien: Frauen nehmen sich nach wie vor oft zu stark zurück, reduzieren Stunden wg. der Familie und bezahlen dafür später bei der Rente …

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* Ich frage mich, warum es immer noch so wenige Frauen in wirklichen Machtpositionen gibt?! Warum sind Frauen in Führungspositionen (in allen Berufssparten, z.B. Chef- Ärzt*innen/ Intendant*innen/ Vorstände usw.) so unterrepräsentiert? Ein Beispiel, dass sich noch einiges in der Kultur unseres Denkens ändern muss, möchte ich noch anführen: Es würden viele Fragen, die Anna Lena Baerbock als Kanzler*innen Kandidatin gestellt wurden, einem Mann niemals gestellt werden! Kein männlicher Bewerber müsste sich beispielsweise über die Vereinbarkeit von Familie und Amt rechtfertigen.

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* Generell sind diese Tendenzen überall in der Gesellschaft zu beobachten. Und sie werden nicht bemerkt: Vorgestern, ein Promikommentar zu Suzi Quatro in einer 70er Jahre Musiksendung „klein, die knackigen Rundungen in schwarzem Leder und Haare wie ein Wischmop.“ Nix von ihr als Rocklegende... Alltagssexismus wird gar nicht wahrgenommen. Ebenfalls wird rassistisches sowie antifeministisches Gedankengut offensiv vertreten ist schon in der Mitte der Gesellschaft angekommen, das wird so aber nicht gesehen.

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* Tendenzen und Aktivitäten in Gesellschaft und Politik, die der Gleichberechtigung der Geschlechter entgegenwirken sind, finde ich zahlreich - ´selbstverständlich´ in rechten oder konservativen Millieus aber vor allem auch, und dort fast viel gefährlicher da verdeckter, durchaus bei ganz vielen jungen Menschen zu beobachten. Klassische Rollenbilder scheinen wieder en vogue: Die Sehnsucht nach Haus, Familie und schönem Urlaub, dem Privaten abgewandt vom Politischen, nach ´Glück´ jenseits der komplizierten Dinge. Aber auch in aufgeklärteren Kreisen wird mehr (Feminismus) behauptet und -öffentlichkeitswirksam- gepostet als echt gelebt. Das Label muss stimmen, aber was sich dahinter abspielt ist egal, mit anderen wird nicht mehr diskutiert. Was mache ich denn mit einem Nachbarn, auf dessen Auto steht ´Mein anderes Spielzeug hat Titten´ oder ´Schluck, du Luder´ neben dem Tankdeckel?! Klar kann ich den einfach ignorieren, aber ist der Sache damit geholfen? Mir scheint, dass nicht.

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